Syrien-Konflikt: US-Regierung plant massive Bombardements über drei Tage hinweg

9. September 2013

Blick von einem T-72-Panzer der syrischen Armee während einer Operation im Jobar-Viertel von Damaskus (Screenshot: YouTube/newsanna)

Washington/Damaskus. Die US-Regierung plant einem Medienbericht zufolge ein deutlich stärkeres Eingreifen in den Syrien-Konflikt als von ihr bislang nach außen kommuniziert wurde.

Wie die „Los Angeles Times“ unter Berufung auf zwei nicht genannte Regierungsvertreter berichtet, habe das Weiße Haus eine Liste mit deutlich mehr als den bisher rund 50 angedachten möglichen Zielen angefordert. Da hierfür ein Mehr an Feuerkraft benötigt werde, erwäge man in der Militärführung auch den Einsatz von Bombern der Luftwaffe, hieß es weiter. Der Einsatz solle 72 Stunden nicht überschreiten. In den bekannten Planungen spielten Flugzeuge bis dato keine Rolle, die USA erwogen einen Angriff ausschließlich mit Marschflugkörpern, die von den fünf im Mittelmeer stationierten Kriegsschiffen auf Ziele innerhalb Syriens abgefeuert werden sollten.

Unterdessen warben Vertraute von US-Präsident Obama weiter unter den Abgeordneten von Senat und Repräsentantenhaus für eine Zustimmung zu den Kriegsplänen. Diese ist insbesondere im Repräsentantenhaus zurzeit noch keineswegs sicher. Dort stehen die Zeichen bisher auf Ablehnung: 217 Stimmen werden für Zustimmung oder Ablehnung benötigt, nach Berechnungen von „ABC News“ sind derzeit 225 Abgeordnete sicher oder wahrscheinlich gegen den Einsatz, die „Washington Post“ spricht sogar von 227 sicheren oder wahrscheinlichen Gegnern des Angriffes.

Im Syrien-Konflikt werfen die großteils islamistischen Rebellen der Armee vor, am 21. August in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus mehrere hundert Zivilisten durch den Einsatz von Giftgas getötet zu haben. Armee und Regierung sowie Syriens Verbündete Rußland und Iran warfen den Rebellen dagegen die Provokation eines US-Angriffs gegen die syrische Armee mittels einer False-Flag-Operation vor. Tatsächlich gibt es kaum Gründe, weswegen die Armee Giftgas, zumal gegen Zivilisten, einsetzen sollte: Seit Monaten befindet sie sich in dem bereits seit zwei Jahren andauernden Konflikt auf dem Vormarsch und eroberte etwa die strategisch wichtigen Städte al-Qusair und Homs zurück. In der Küstenprovinz Latakia schlugen die Streitkräfte einen Vorstoß der Rebellen zurück, der mutmaßlich zu einem Massaker an Alawiten geführt hätte, der Konfessionsgruppe, der auch Präsident Bashar al-Assad angehört. Zudem erscheint es wenig plausibel, warum die Armee ausgerechnet kurz nach der Ankunft der UN-Inspektoren in Damaskus in einem Vorort der Stadt Chemiewaffen einsetzen sollte.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der „Deutschen Militärzeitschrift“ (DMZ).

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